Weinbau
Wir beginnen das Weinjahr in einer hektischen Zeit, in einer dynamischen Zeit. In einer Zeit des Aufbruchs und der Freude.
Die Weinernte findet im September statt. Der genaue Zeitpunkt variiert je nach Klima, Rebsorte, Qualität der Trauben und der Lage der Weinberge.
Die Ernte ist einer der heikelsten Momente, gleichzeitig überwiegt die Freude, endlich das Produkt in den Händen zu halten, auf welches man ein Jahr hingearbeitet hat. Das Klima spiegelt sich in jedem Weinjahrgang wider und lässt einen die Nähe zur Natur spüren. Früh morgens, wenn die Glieder noch etwas steiff sind, begibt man sich in den Weinberg, sucht die schärfste Schere aus und die besten Lesepartner. Bei der Weinlese ist es wichtig früh zu starten, damit die Trauben noch kühl sind, wenn sie zum Pressen in den Keller kommen. Während der Lese werden mit Rebscheren die Trauben an den Stielen vom Rebstock abgeschnitten und vorsichtig in einen Eimer gelegt. Als Traube wird ein Stielgerüst des Weinstocks mit all seinen Beeren bezeichnet. Dabei ist es wichtig, schlechte Beeren und schlechte ganze Trauben auszusortieren, da diese die Qualität des Weins negativ beeinflussen würden. Dies ist jedoch nur bei umsichtiger Handlese möglich. In unserem Weingut werden alle Trauben von Hand gelesen.
Direkt im Anschluss an die Lese werden die Trauben zum Pressen in das Kelterhaus gebracht. Dort findet dann die Weinherstellung statt. Dieser Prozess dauert ja nach Wein und Herstellungsart einige Monate bis zu mehreren Jahren. Jetzt kommt eine spannende Zeit im Keller und eine ruhige Zeit im Weinberg. Die Natur kommt zur Ruhe und auch die Winzer*innen. Sie können den Farbverlauf der Blätter beobachten und sich voll und ganz auf die Weinherstellung konzentrieren.
Nach Beginn des neuen Jahres, wenn der Rebstock seine Kraft in die Wurzeln gezogen hat, kann mit dem Rebschnitt begonnen werden. Dafür werden die im Sommer gewachsenen Triebe auf eine Rute (ein Trieb) möglichst nah am Stamm begrenzt. Die abgeschnittenen Triebe verbleiben als Mulchmaterial im Weinberg.
Im Frühjahr, wenn die Lebenskraft in die Weinstöcke zurückkehrt und die Natur durchströmt, beginnt die Laubarbeit. Dazu werden überschüssige und bodennahe Triebe ausgebrochen. Dadurch erhält man später weniger, aber dafür qualitativ hochwertigere Trauben. Zudem sorgt man für eine luftige Laubwand, welche den Pilzdruck reduziert.
Seit dem 19. Jahrhundert zählt auch der Pflanzenschutz zu unabdingbaren Arbeiten im Weinberg. Dies liegt daran, dass Pilzerreger aus Nordamerika nach Europa eingeschleppt wurden. Bis dahin war ein pflanzenschutzfreier Weinbau möglich. Dies ist inzwischen leider nicht mehr der Fall, da die Pilzerreger ansonsten zu großen Qualitäts- und Ernteeinbußen bis zum Totalausfall führen. Im Bioweinbau werden beispielsweise Kupfer- und Schwefellösungen eingesetzt. Chemisch-synthetische Pilzmittel sind im Bioweinbau nicht zulässig. Der Pflanzenschutz wird witterungsabhängig unter Beachtung computergestützter Prognosemodelle mehrmals durchgeführt.
Im Sommer ist der Weinberg umhüllt vom Duft der Blüten, welche sich im Laufe des Spätsommers zu Trauben entwickeln. Dabei wird aus jeder Blütenrispe eine Traube. Der Farbumschlag, das Süßwerden und der Säureabbau der Trauben sind dabei wichtige Parameter für den Reifegrad. Zudem kann mit dem Refraktometer der genaue Zuckergehalt der Trauben gemessen werden. Je näher wir uns der Lese nähern, desto aufgewühlter werden die Winzer*innen. Es gilt jeden noch so kleinen Reifeschritt der Trauben genau zu beobachten, um den optimalen Erntezeitpunkt abpassen zu können.